Freitag, 15. Juli 2022
Wir stehen auf und ziehen die verrauchten Kleider wieder an, bäh. Zuerst fahren wir bis Beaver Creek, wo wir frühstücken. Beim Visitors Center gegenüber geben uns die beiden anwesenden Frauen ein paar Tipps und wir fragen ob wir Wasser auffüllen dürfen. Da es hier auch noch Internet gibt sehen wir uns die News an. Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg zur Grenze. Der Grenzposten für die Einreise nach Kanada ist ca. 30 km vor der eigentlichen Grenze aber da können wir vorbei fahren. Leider ist die Strasse weiterhin in einem miesen Zustand. Kurz vor dem eigentlichen Zollhaus steht schon das „Welcome to Alaska“ Schild. Hier müssen wir natürlich einen Fotohalt machen. Der Grenzer ist sehr freundlich. Er fragt nur nach dem Stempel, den wir bei der Einreise am Flughafen aber nicht bekommen haben. Er zottelt deshalb mit den Pässen ab, sieht in seinem Computer nach und Schwupp haben wir die Stempel für die späteste Ausreise am 20. November. Der Lump hat um 10 Tage beschissen! Seis drum, ohne auch nur einmal ins Wohni zu schauen winkt er uns durch. Jupi, endlich geschafft, wir sind in Alaska! Na ja, mit 2 Jahren Verspätung aber nun sind wir endlich da. Die ersten Kilometer der Fahrt führen durch das schöne Tetlin National Wildlife Refuge. Eine herrliche Landschaft mit vielen kleinen Seen tut sich vor uns auf. Etwas später wird es langweiliger aber da haben wir schon fast Tok erreicht. Wie überall hier im Norden gruppieren sich die Orte meist um eine Kreuzung der grossen Highways. Hier, in diesem kleinen Ort kommen mehr oder weniger alle Alaska Reisenden einmal durch. Man kann von hier nach Valdez abbiegen oder man bleibt auf dem Alaska Highway Richtung Fairbanks oder Anchorage. Wir fahren zuerst zum Visitors Center und holen uns Prospekte. Gegenüber gehen wir einkaufen, als wir wieder zum Wohni zurückkommen, sehen wir an der Tankstelle ein Bimobil stehen. Unser Zwilling in rot, sogar den gleichen Jahrgang hat es. Wir treffen kurze Zeit später die Eigner und plaudern eine Weile angeregt. Die beiden wollen aber weiter und noch Strecke machen. Wir setzen uns auch wieder ins Auto und fahren zum Tundra RV Park etwas ausserhalb von Tok. Wir bekommen einen Platz zugewiesen. Als wir fertig sind mit einbuchen, spricht uns eine Frau auf Deutsch an. Sie haben auch ein Bimobil, na das ist ja heute ein Treffen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehen wir auf ein Bier in die kleine campingeigene Bar bevor wir kochen und den Abend mit Filme schauen verbringen.
Donnerstag, 14. Juli 2022
Es hat die Nacht über geregnet und so geht es den ganzen Morgen weiter. Es war und ist kühl. Obwohl es hier am Fluss herrlich ruhig war haben wir schlecht geschlafen. Wir machen langsam und fahren erst nach 11.00h los. Die Strecke ist nicht sehr interessant, bis auf ein paar Seen und den Bergen, die im Hintergrund in den Wolken stecken, sehen wir nicht viel. Die Strasse ist seit zwei Tagen schlecht. Immer wieder ist sie abgesunken und nur notdürftig geflickt. Es reihen sich einige Kiesstrecken aneinander, entsprechend tief ist das Tempo. Da wir heute aber eh nicht sehr weit fahren wollen macht das nichts. Wir sehen uns zwei verschiedene Camping an bevor wir uns auf dem dritten einrichten. Wir haben wieder einen wunderschönen Platz am Snag Lake, ca. 50 km vor der Grenze zu Alaska. Das Wetter ist gnädig und schickt ein paar Sonnenstrahlen. Leider gibt es auch hier wieder Mücken in Massen. Hermi macht ein Feuer, sodass wir in seinem Rauch ein wenig Ruhe vor den Mistviechern haben. Eine davon ist ganz dreist, sie setzt sich auf die Armlehne meines Campingstuhls und putzt sich ausgiebig. Erst gegen 18.00h wechseln wir ins Wohni weil es nun auch am Feuer zu kalt wird.
Mittwoch, 13. Juli
2022
Eine halbe Stunde
nachdem wir in Haines Junction getankt und den kleinen Ort verlassen haben,
schreibt mir mein Patenkind, das der Vater ihres Freundes hier lebt. Ach, so
schade haben wir das zu spät erfahren. Wir haben sogar an der Tankstelle
getankt, in der der Vater arbeitet. Zufälle gibt es! Die Fahrt geht heute immer
entlang des Kluane National Parks mit seiner hohen Gebirgskette. Nach gut 80 km
erreichen wir den Kluane See und haben herrliche Blicke in Täler und auf
Gipfel. Leider scheint uns aber auch der Rauch der riesigen Wildfeuer erreicht
zu haben. Den ganzen Tag über hängt Dunst in der Luft. Beim Tachal Dhal Visitor
Center machen wir halt und versuchen Tiere an den Hängen vor uns zu sichten.
Leider lässt sich kein Schaf und schon gar kein Grizzly blicken. Der Alaska HW
folgt nun dem See und wir geniessen die schöne Landschaft. Die Strasse ist
gesäumt von blühenden Blumen und immer wieder kommt die Wasserfläche in Sicht.
Nach dem See folgen wir dem Kluane River bis zur Abzweigung auf den alten
Highway. Dem folgen wir noch wenige Kilometer. Hier gibt es einen Platz, der
sich gut für eine Übernachtung eignet. Wir haben Glück, er ist noch frei. Nach
5 Minuten kommen zwei weitere Wohnmobile an, die wohl auch hier schlafen
wollten, sie drehen schlussendlich wieder um. Wir geniessen unseren Platz in
der Wildnis, sitzen aber drin weil draussen ein kühler Wind bläst.
Dienstag, 12. Juli
2022
Es hat Nacht‘s
weiter geregnet und das Thermometer zeigt heute Morgen nur noch 6°C. Nach der
Morgenroutine fahren wir vor bis zum Highway, wo wir im Internet nochmal den
Strassenzustand abrufen. Leider hat sich nichts geändert an den Feuern. Wir
entscheiden uns deshalb nun definitiv dem Alaska Highway weiter zu folgen und
Dawson City auf dem Rückweg zu besuchen. Es sind 150 km nach Westen, die uns
heute bis nach Haines Junction bringen. Unterwegs wird die Strasse erneuert und
so darf unser Iveco wieder mal auf einem Kiesbett rollen. Am Pine Lake buchen
wir uns auf dem Camping ein. Anschliessend versuchen wir für morgen einen Flug
zum Kluane Nationalpark mit seinen hohen Bergen und riesigen Gletschern zu
buchen aber leider antwortet bei den Glacier Air Tours niemand. Wahrscheinlich
ist das Wetter aber eh zu schlecht für eine gute Sicht. Wir besuchen noch das
schöne und informative Visitors Center, dem ein Kulturzentrum der First Nation
angeglidert ist. Zurück auf dem Camping werfen wir die Heizung an und machen es
uns für den Rest des Tages gemütlich. Hermi bereitet einen Pizzateig vor aber
dem scheint es auch zu kalt zu sein, er will nicht aufgehen. Die Pizza schmeckt
dann aber hervorragend und mit einem Glas Rotwein dazu beschliessen wir den
Tag.
Montag, 11. Juli
2022
Wir nehmen es
gemütlich, endlich funktioniert auch unser Hotspot wieder und so verbringen wir
einige Zeit im Internet und mit einem Schwatz mit unseren Familien in der
Schweiz. Ein weiteres Schwätzchen mit einem schweizer Paar, das vorbei läuft,
verzögert die Abfahrt nochmal. Wir verabschieden uns auch noch von Mario und
unserem bayrischen Nachbarn. Endlich, nach 12.00h wechseln wir zum Visitors
Center, leider sind die Strassenschliessungen noch nicht aufgehoben. Es soll
zwar in den nächsten Tagen regnen aber von einer schnellen Normalisierung der
Lage kann man nicht ausgehen. Wir fahren nun wie geplant zu den Takhini Hot
Springs, nur gerade 30km ausserhalb der Stadt. Auf dem Campingplatz bekommen
wir einen Stellplatz. Schnell packen wir unsere Badesachen und gehen dann rüber
zum Schwimmbad. Die Hotsprings sind allerdings nur hüfttiefe Becken, die
herrlich warmes, fast heisses Wasser enthalten. Der Saunabereich ist leider
wegen eines Feuerschadens geschlossen aber wir geniessen es im warmen Wasser zu
liegen. Das Gefühl wird noch verstärkt weil kühler Regen auf unsere Köpfe
fällt. Wir lernen Gabi und Franz kennen, die schon seit 11 Jahren unterwegs
sind. Kurz bevor wir uns ganz aufgelöst haben :-)) ziehen wir uns wieder an.
Den Rest des Tages verbringen wir herrlich müde im Wohni.
Sonntag, 10. Juli
2022
Die Sonne scheint
und es ist bald angenehm warm. Wir gehen heute in einem Café frühstücken. Im
Visitors Center nutzen wir das freie Internet und treffen wieder auf das
schweizer Paar mit dem Duro, die wir schon in Watson Lake kennengelernt haben. Anschliessend
machen wir einen Stadtrundgang und sehen uns die „Sehenswürdigkeiten“ des
Städtchens an. Nachmittags gehen wir essen um dann noch eine Weile mit unseren
Nachbarn vom Parkplatz zu plaudern. Gegen 18.00h kommt heftiger Wind auf, der
uns für den Rest des Abends in die Wärme unserer Wohnis treibt.
Samstag, 09. Juli
2022
Heute ist die
Strecke wieder etwas interessanter. Wir kommen an ein paar Seen vorbei und ab
Jakes Corner wird die Gegend auch wieder etwas belebter. Ein Weilchen später
haben wir sogar wieder Radioempfang und hören uns Countrymusik an. Kurz vor
Whitehorse nehmen wir die Scenic Route runter zum Miles Canyon. Hier presst
sich das Wasser durch einen schmalen, kurzen und nicht sehr tiefen Canyon. Das
war bei den frühen Siedlern ein Punkt der für Action gesorgt hat. Hier mussten
entweder die Schiffe durchfahren oder die Waren wurden auf einen Wagen
umgeladen, der auf Schienen lief und von Pferden gezogen wurde, um die
gefährliche Wasserstrasse zu umgehen. An einem Aussichtspunkt oberhalb des
Canyon hat man einen schönen Ausblick. Anschliessend wird der Fluss wieder
breiter und fliesst ruhiger dahin. Hier gibt es ein paar Wasserflugzeuge die am
Ufer vor Anker liegen. Die Stadt kommt bald danach in Sicht, zuerst sieht man
den alten Flussdampfer SS Klondike, dann fährt man auf endlos breiten Strassen
ins Zentrum. Wir düsen erstmal ans andere Ende des Städtchens um bei unserem
Internetanbieter Infos einzuholen. Wir können mit unseren europäischen
Kreditkarten die Rechnung nicht bezahlen. Nach ein wenig hin und her gibt uns
der nette Herr den Tipp, eine Debitkarte zu kaufen und mit dieser unsere
Schulden zu begleichen. Das machen wir dann auch. Nun bleibt noch die
Herausforderung einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir haben von einem
RV-Parkplatz gehört auf dem man kostenlos und mitten im Zentrum übernachten
darf. Den suchen wir und haben Glück. Es fährt gerade ein Gespann weg und macht
einen der nur 5 Plätze frei. Es ist schon späterer Nachmittag, Zeit für ein
Bier in einem Pub. Anschliessend lassen wir uns ein feines Mal in einem
Restaurant schmecken. Zurück beim Wohni entdecken wir amüsiert zwei
Fuchsfamilien, die sich ein verlottertes Grundstück als Zuhause ausgesucht
haben. Eine ganze Weile beobachten wir die hübschen Tiere und ihre lustigen
Gesten. Ein älterer Herr sitzt auf der anderen Seite der Strasse auf einer Bank
und spricht uns auf schweizerdeutsch an. Er heisst Marco und lebt schon sein
halbes Leben in Kanada. Wir kommen ins Gespräch, eine Weile später kommt noch
Max dazu, ein Österreicher, der ebenfalls hier in Yukon lebt. Es wird ein
netter Abend mit netter Gesellschaft, erst um 23.00h finden wir in die Betten.
Freitag, 08. Juli
2022
Nachdem wir mal
wieder ausgiebig heiss geduscht haben starten wir unseren Tag. Zuerst gehen wir
nochmal zum Visitiors Center weil unser Internet den Geist aufgegeben hat.
Weiss der Geier, was nun schon wieder los ist. Wir treffen wieder auf Schweizer
und plaudern bevor wir losfahren. Wir folgen nun dem Alaska Highway. Die
Strecke heute ist streckenweise etwas langweilig. Nach einer Weile kommen aber
wieder Berge in Sicht und wir haben wieder etwas zu schauen. An einem Berghang
brennt es, wir wundern uns etwas, weil es hier gar nicht trocken aussieht und
die Flüsse fast alle gut gefüllt sind. Die Strecke steigt heute bis auf 1‘000m
an. Hier ist eine Wasserscheide erreicht. Langsam geht es wieder hinunter. Ich
habe bei einer Raststation das Steuer für die nächsten 100 Kilometer
übernommen. Das Wetter ist heute nicht mehr so gut wie die letzten Tage. Es ist
bewölkt und mit minimal 13°C ungewohnt kühl. Gegen Mittag wird es aber wieder
besser und auch die Temperaturen steigen. Wir halten Ausschau nach einem Platz
für die Nacht. Erst nach Teslin werden wir fündig. Es ist wieder ein Platz am
See, der aber zum Glück höher liegt. Der See hat nämlich noch immer starkes
Hochwasser. Er hat viele Anwesen von Anwohnern überflutet oder diese haben hohe
Dämme mit Sandsäcken um ihre Häuser errichtet. Leider ist der Camping genauso
Mücken verseucht wie die letzten Plätze. Wir setzen uns deshalb gleich in die
gute Stube.
Donnerstag, 07.
Juli 2022
Eigentlich wollten
wir noch einen Tag hier bleiben aber die Mücken waren heute Nacht so arg, dass
wir kurzentschlossen weiterfahren. Was nützt das Paradies wenn man Stechfeinde
hat? Heute haben wir bestimmt hundert Mücken totgeschlagen, bevor wir
schlussendlich den Spray ausgepackt haben. Nun nehmen wir den Besen und kehren
die vielen Leichen raus. Heute übernehme ich nach ewigen Zeiten mal wieder das
Steuer. Ich muss wieder Routine entwickeln. Es sind nur noch 110 km bis Watson
Lake, unserem heutigen Ziel. Kurz vor dem Ende des Cassier Highways erreichen wir
Yukon. 3 km weiter ist der Alaska Highway erreicht. Wir biegen ab und fahren
bis in den Ort Watson Lake. Hier verbringen wir den Tag mit Einkaufen, Waschen
und Informationen einholen. Leider erfahren wir beim Visitorscenter, dass der
Dalton Highway #4 wegen grosser Waldbrände komplett geschlossen ist. Die nette
Dame gibt uns noch weitere Informationen und gute Broschüren mit. Wir
besichtigen noch die kleine Ausstellung in den hinteren Räumen, bevor wir durch
den Schilderwald schlendern. Ein Mann aus Illinois hat heimwehkrank hier vor
Jahren das erste Schild seines Wohnortes angebracht, seitdem sind über 88‘000
Orts- und andere Schilder hinzugekommen. Es soll Leute geben, die Zuhause ihre
Ortstafel geklaut haben, um sie hier aufhängen zu können. Wir finden St. Gallen
und Wädenswil und noch ein paar andere bekannte Namen. Nachdem wir uns
sattgesehen haben fahren wir auf den nahen Downtown RV Park für die Nacht. Hier
werden wir neben ein deutsches Wohnmobil plaziert. Es ist ein riesiger grauer
MAN dem wir schon beim Mount Robson begegnet sind. Wir gehen im nahen
chinesischen Restaurant essen, Hermi bestellt sich ein Curry und ich einen
Hamburger, chinesisches Essen ist nicht so mein Ding. Zurück beim Camping
entdecken wir, dass wir nun noch mehr europäische Nachbarn bekommen haben. Mit
zwei Schweizer Wohnmobilisten-Paaren kommen wir kurz ins Gespräch bevor uns die
Mücken reintreiben.