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Dienstag, 09.07.2019
Es regnet wieder, die Mücken tanzen trotzdem einen wilden Reigen um unser D-Hai. Heute ist es definitiv scheusslich draussen und kalt dazu. Zwischenzeitlich zeigt das Thermometer nur noch 7°C an. Den ganzen Tag nieselt und regnet es, sodass die Sicht ziemlich bescheiden ist, schade. Die Landschaft ähnelt den Highlands in Schottland und wäre bestimmt sehr schön im Sonnenlicht. Unterwegs machen wir eine Dorfrundfahrt in St. Marys Harbour, ein hübscher ordentlicher kleiner Ort. Weiter geht die Fahrt immer auf einen Hügel rauf und drüben wieder runter, bis wir nach Red Bay kommen. Wir haben Glück, einen Spaziergang lang hört es auf zu regnen. Im Ort gibt es ein kleines Museum das die Geschichte der Walfänger erzählt, die hier schon im 1600 Jahrhundert von Europa aus Wale gefangen haben. Im eiskalten Wasser des Hafens wurden die Reste eines grossen Schiffes gefunden, inklusive vieler Dinge des damaligen täglichen Lebens. Alles wurde im Meer über die Jahrhunderte perfekt konserviert und kann jetzt in Vitrinen betrachtet werden. Unsere Fahrt geht weiter, nun näher an der Küste. Bei L’Anse-Amour, das nur aus 6 Häusern besteht, markiert eine Plakette den Ort, an dem das wohl älteste Grab Nordamerikas gefunden wurde, es soll 7‘500 Jahre alt sein. Als wir einen Blick auf die Küste und das Meer werfen entdecken wir einen Eisberg. Er ist schon recht klein und etwas weit weg aber es ist definitiv einer. Ein Stück weiter die Gravelroad entlang gibt es einen Leuchtturm mit seinen Nebengebäuden zu besichtigen. Vom Parkplatz aus kann man Wale beobachten. Es verleidet uns aber schnell, da es wieder regnet. Kurz darauf ist L’Anse-au-Clair erreicht, hier geben wir im Northern-Light-Inn Hotel unser Satellitentelefon genauso unbürokratisch wieder ab, wie wir es erhalten haben. Da wir Blanc-Sablon, wo die Fähre nach Neufundland abgeht schon fast erreicht haben, nehmen wir die letzten Kilometer auch noch unter die Räder. Die Fähre liegt noch im Hafen. Wir stellen uns an, in der Annahme das Ticket auf der Fähre kaufen zu können. Vor uns steht ein kleines Wohnmobil mit Schweizer Kennzeichen und dann auch noch aus unserem Kanton. Wir kommen kurz mit dem Eignerpärchen ins Gespräch bis sie auf die Fähre gewinkt werden. Wir dürfen leider nicht mehr mit, kein Platz und das Ticket müssten wir vorher im Office holen. Die nächste Fähre geht morgen früh um 8.00h. Wir sollen um 6.00h wieder zum Schalter kommen und dann unser Ticket lösen. Machen wir. Wir stellen uns für die Nacht auf den Parkplatz neben dem Fährterminal und schlafen hier.

angekommen am St. Lorenzstrom

Der Sch... Bär und die Luchse

Unser erster "wilder" Schwarzbär.

Montag, 08.07.2019
Ich bin heute mal früher wach als Hermi und lese bis er und Shell sich regen. Um 9.00h sind wir fertig und machen einen Spaziergang rüber zum Infozentrum. Eine nette Dame versichert uns, dass die Strecke nach Port Hope Simpson frei ist. Unterwegs werden wir nur auf einige Baustellen treffen, die die Reisezeit verlängern werden. Es kann also losgehen. Kaum auf der Strasse fängt es an zu regnen, na prima. Noch bevor wir vorne wieder auf den Trans Labrador Highway fahren ,sehen wir am Strassenrand einen Fuchs. Er ist zu schnell um ihn zu fotografieren aber wir freuen uns ein Tier gesehen zu haben. Vom Abzweiger weg trägt die Strasse nun den Beinamen „Labrador Costal Drive“ und führt als Nummer 510 weiter zum Atlantik. Ein Schild warnt, kein Treibstoff auf den nächsten 400 km. Ich habe nochmal das Steuer übernommen und werde die Strecke fahren, die noch geteert ist. Das Wetter ist grau und die Temperatur liegt bei 13°C. Es regnet weiterhin und die Landschaft sieht dadurch leider sehr grau aus. Vor zwei Wochen war der Highway für 5 Tage gesperrt weil ein Fluss die ganze Strasse mitgerissen hat. Wir sehen nur noch die Stelle, wo der Teer noch nicht wieder aufgetragen wurde. Nach gut 100 km ist der Asphalt fertig und wir rollen für die nächsten 250 km auf guter Gravelroad gen Norden. Unterwegs kommen wir an einem Autowrack vorbei. Wir können es nicht richtig erkennen aber es sieht frisch aus. Wir drehen um und Hermi geht nachschauen. Zum Glück ist niemand drin und der Unfall ist auch nicht gerade eben passiert. Beruhigt geht es weiter durch Wälder und offene Moorlandschaften. Die ungeteerte Strasse ist in gutem Zustand und durch die Pfützen kann ich die vorhandenen Löcher gut erkennen. Es geht flott voran. Plötzlich entdecke ich am Strassenrand einen Bären, bremsen, zurücksetzen, hoffentlich ist er nicht weg. Siehe da, er sitzt im Strassengraben und schaut recht interessiert zu uns. Es ist ein junger Schwarzbär. Hermi zeigt Shell das Tier und die verteidigt uns sofort! Der Bär hört sich das Gebell an und kommt näher. Er traut sich aber doch nicht ganz ans Auto und quert direkt vor uns die Strasse. Wir stehen recht offen und haben die Warnblinker eingeschaltet. Kurz darauf kommen von hinten drei Autos. Eins überholt uns und merkt dann, da ist ja was. Es wird gehalten und gleich etwas zu Fressen aus dem Fenster geworfen. Kurz darauf steigt die Dame auch noch aus! Die sind verrückt die Kanadier. Das zweite Fahrzeug hält nur kurz und fährt dann weiter, es sind Männer die zur Baustelle gehören. Das dritte Auto überholt uns und bleibt stehen, nachdem die anderen beiden Fahrzeuge weiter gefahren sind. Auch diese Dame hat Leckereien für einen Bären dabei, unglaublich. Zum Glück verlässt das Auto uns dann schnell und wir haben noch ein paar Minuten ungestörte Sicht auf das hübsche Tier. Einige Kilometer weiter machen wir kurz nach 12.00h Mittagspause. Anschliessend fährt Hermi weiter. Der Highway hat nun ein paar mehr Löcher, ist aber noch immer gut zu fahren. Um den guten Zustand zu erhalten sind viele Leute vom Staat angestellt. Wir passieren einige Baustellen, auf denen die Grader emsig die Oberfläche glätten. Hermi hat Musik auf sein Handy geladen die wir nun hören. Radio gibt es hier draussen natürlich nicht. Wir haben auch seit Goose Bay kein Haus mehr gesehen. Ab und zu kann man die endlose Einsamkeit erahnen, wenn sich mal wieder eine gute Sicht auf die Landschaft auftut. Bär, rufe ich, am Strassenrand trottet langsam und dann etwas schneller ein grosser Schwarzbär ins Dickicht. Er ist von uns nicht gerade begeistert, streckt uns seinen Hintern entgegen und verliert Bärendreck (grins). Lieber Bär, wir haben verstanden du findest uns versch…. Langsam nähern wir uns dem ersten erkennbaren Punkt seit 300 km, dem Abzweiger nach Cartwright. Kurz vorher müssen wir eine Brücke überqueren, vorne, am Ende läuft etwas. Als wir näher kommen sehen wir eine Luchsmutter mit zwei Babys. Als sie uns nahen sieht läuft sie nervös voraus und die Jungtiere folgen ihr langsam. Ihr geht es nicht schnell genug und sie versucht eins der Babys am Nacken in den sicheren Busch zu ziehen. Wir bleiben auf Distanz und warten bis alle drei im Dickicht verschwunden sind. Erst dann nähern wir uns. Als wir das Fenster öffnen hören wir wie die Kinder nach ihrer Mutter rufen, es ist ein ganz schönes Geschrei für so zwei kleine Racker. Wir sind begeistert, heute war unser Wildlife Tag! Die letzten hundert Kilometer bis nach Port Simpson nehmen wir beschwingt. Nach weiteren 40 km fängt auch der Asphalt wieder an, sodass wir gut voran kommen. Kurz nach 17.00h tanken wir und kaufen ein Brot im Ort. Für eine Übernachtung gefällt es uns hier aber nicht. Wir beschliessen weiter zu fahren und uns ausserhalb eine Stelle zu suchen, die sich eignet. Nach ca. 30 km gibt es einen Rastplatz auf einer Insel die in einem Meeresarm liegt. Hier finden wir es angenehm obwohl die Strasse nahe vorbei führt und die schwarzen Fliegen mal wieder tanzen. Auf dem Highway ist aber nicht viel los und so kochen wir und schauen dann noch ein wenig Filme, die Hermi für uns auf den Computer geladen hat.

Sonntag, 07.07.2019
Nachts haben wir eine Mückenattacke abgewehrt, sind heute Morgen trotzdem ausgeruht. Es regnet und hat nur noch 8°C. Gegen 10.00h lenke ich das Wohni wieder auf den Highway 500. Heute geht die Strecke über 290 km guten Asphalt bis nach Goose Bay. Es ist etwas einsamer als gestern, ich zähle 40 Autos, bis wir wieder in bewohntes Gebiet kommen. Auch heute ist kein Schwanz, äh Tier zu sehen, nur ab und an deren Hinterlassenschaften, langweilig! Die Landschaft ist es aber nicht. Es ist weniger Wasser zu sehen, wir fahren durch eher taigaartige Gegenden. Es gibt einige Berge die die Strasse aber grösstenteils umfährt. Auf langen Strecken begleitet uns die Hochspannungsleitung, die von Churchill Falls fortführt. Am Ziel in Goose Bay angekommen fahren wir einmal durch die Strassen und tanken dann erst mal auf. Nach etwas Suchen finden wir ein freies Wlan und können unsere Meldungen für zu Hause absetzen. Es regnet weiterhin, nun recht kräftig, sodass wir im Wohni bleiben. Ich informiere mich über die Strecke und Neufundland und Hermi repariert im Fahrerhaus die Lüftung. Ein kleiner Ventilator funktioniert nicht richtig, sodass der Thermostat heiss wird und die Heizung nicht anspringt. Zum Glück heizt es auf der höchsten Stellung aber trotzdem, wir müssen also nicht frieren, können einfach die Temperatur nicht regeln. Nun ist es 18.00h und Shell fordert lautstark ihr Fressen ein. Ich packe den Computer ein und widme mich meinem lieben Tier und anschliessend dem Abendessen. Zur Feier des Sonntags gibt es ein Filet im Teig, yammi!

Samstag, 06.07.2019
Wir räumen auf und gehen noch einmal ins Visitors-Center, um eine kleine Ausstellung zum Leben der Menschen hier im einsamen „grossen Land“, wie die Einheimischen Labrador nennen, anzuschauen. Es ist 10.00h als wir uns an das grosse Abenteuer wagen. Heute liegen 250 km gute Asphaltstrasse vor uns. Die Strasse ist weniger einsam als gedacht, immer wieder kommen uns Fahrzeuge entgegen oder wir werden überholt. Der Strassenzustand ist sehr gut und es geht fast immer eben dahin. Wir passieren viele kleine und grosse Wasserflächen. Immer mal wieder sieht man ein Häuschen am Ufer stehen. Es gibt weiterhin viel Wald aber jetzt ist die Sicht auf die Umgebung besser als gestern. Der Himmel ist bewölkt doch es wird warm. Gegen Nachmittag zeigt das Thermometer 23°C an. Ich steure unser D-Hai bei offenem Fenster durch die schöne Landschaft. Tiere sind leider auch heute keine zu sehen. Ca. 20 km vor unserem Ziel kreuzen wir auf einer Brücke den Churchill River, der aber nur wenig Wasser führt. Es wird gestaut um dem „Hydro Electric Power Plant“ genügend Kraft zuzuführen. Das Städtchen Churchill Falls ist unspektakulär, hat aber alles was ein Mensch zum Leben braucht. Wir rollen an einem Krankenhaus vorbei, tanken bei der einzigen Tankstelle und erreichen das Towncenter Building mit Hotel, Einkaufsladen, Andenkenshop, Bücherei, Schule, Schwimmhalle usw. Vor einem Wäldchen ist ein recht ebener Parkplatz, wo wir uns für die Nacht platzieren. Im Zentrum gibt es freies Wifi, sodass wir unseren Lieben zu Hause mitteilen können, dass wir die Etappe gut hinter uns gebracht haben. Wir gehen mit Shell auf einen Spaziergang, den wir leider wegen Regen und Mücken bald abbrechen. Gegen Abend bekommen wir noch Nachbarn. Zwei weitere Wohnmobile stellen sich für die Nacht zu uns.

Freitag, 05.07.2019
…5.00h Mückenalarm. Rund um mich surrt es. Als ich den Kopf unter der Bettdecke rausstrecke werde ich direkt attackiert. Nachdem ich mich dem Mord- und Totschlag ausgiebig gewidmet habe sind Hermi und Shell auch wach. Letztere verlangt ihr Frühstück. Nachdem wir noch ein wenig gelesen haben stehen wir auch auf. Draussen fängt es an zu Regnen. Wir machen uns schon bald fertig zur Abfahrt und holpern zurück zum Highway. Weiterhin sehen wir viel Wald, zwischendurch sind grosse Flächen abgestorben. Zuerst ist die Strecke asphaltiert, bevor sie bei einer Miene wieder zur Gravelroad wird. Ab sofort begleitet uns eine Bahnstrecke. Wir sehen eine Lok die 2 km Waggons zieht. Noch immer gibt es einigen Verkehr auf der Strasse, nur Ortschaften treffen wir bis Fermont keine mehr an. Im Ort angekommen sehen wir uns eine Überbauung an. Man hat gegen das Wetter eine grosse Häuserfront in einem Halbrund aufgestellt. Darin befindet sich die ganze Infrastruktur, Geschäfte, die Schule, ein Hockeystadion, eine Turnhalle und ein Schwimmbad. Eine Rundfahrt im Regen zeigt ein nüchternes Städtchen mit vielen Reiheneinfamilienhäusern, dicht aneinander gebaut, Natur findet hier nur ausserhalb statt aber da natürlich 100 %. Bevor wir nach Labrador City weiterfahren machen wir noch ein paar Fotos beim grossen Kipper, der das Wahrzeichen der Stadt ist. Kurze Zeit später überqueren wir die Grenze nach Labrador. Ab sofort zeigt unsere Uhr wieder eine Stunde weniger Unterschied zu Europa an. Ab sofort heisst unser Highway den legendären Namen „Trans Labrador Highway“ und trägt die Nummer 500. Wir müssen noch ein paar administratorische Sachen erledigen. Vor allem organisieren wir uns das kostenlose Satellitentelefon im Walbush Hotel, wir haben Glück, es sind zur Zeit alle ausgebucht aber heute hat jemand eins zurück gebracht, das wir nun mitnehmen können. Hinter der Touristeninformation finden wir für heute Nacht unseren Schlafplatz, ist zwar nicht sehr schön oder ruhig aber praktisch. Es gibt hier freies Wlan und so nutzen wir den Abend, machen alle nötigen Updates und füttern die Homepage.

Donnerstag, 04.07.2019
Unsere Nachbarn sind auch Schweizer, sie kommt zwar vom Ort hier direkt, hat aber die Schweizer Staatsbürgerschaft durch ihren Mann erhalten. Die beiden werden morgen auch nach Labrador City und Neufundland aufbrechen. Wir verabschieden uns mit einem Gruss und der Hoffnung uns nochmal zu begegnen. Für uns heisst es nun tanken und Gas auffüllen. Kurz vor 11.00h sind wir endlich bereit und fahren nun auf dem Highway 389 nach Norden. Es geht durch dichte Wälder und an schönen Seen vorbei. Teilweise steigt die Strasse stark an und senkt sich nach einer Kuppe genau so steil nach unten. Unser D-Hai muss richtig arbeiten und kriegt warm, wir auch bei Aussentemperaturen von 30°C. Unterwegs kommt uns ein Wohni mit einem Schweizerkreuz entgegen, wir halten an und plauschen mit den beiden. Sie kommen von Neufundland wo wir hinwollen und haben ein paar gute Tipps parat, wir natürlich auch für sie. Nach 330 km tanken wir für an der Station Relais-Gabriel für teure 1.89 CAD/l Diesel. Unseren Übernachtungsplatz mit toller Aussicht haben wir bei einem ehemaligen Camping gefunden, die Eigner, die jetzt eine Lodge führen, verlangen dafür CAD 10.00, ohne allen Service. Die Aussicht auf den See und die teilweise noch schneebedeckten Berge rundum sind dafür exzellent. Nun sitzen wir im D-Hai, wegen der Mücken, und essen Raclett. Rundum haben wir die Fenster geöffnet um die Temperatur im Innenraum zu senken. Das ist natürlich mit einem heissen Raclettofen noch schwieriger als sowieso schon. Raclett muss es heute aber sein, wir sehen schliesslich Schnee! Nachts hören wir urige Töne, wir sind nicht sicher ob das Eulen oder Uhus sind. Leider kann man nichts erkennen und so schlafen wir weiter bis….