Dienstag, 03.07.2018
Nachts war es zu warm (Mückengitter dämpfen auch den Luftzug, leider) und sehr hell. Die Sonne macht am strahlend blauen Himmel gar keine Pause. Wir haben schlecht geschlafen, erst gegen Morgen sind wir zur Ruhe gekommen und ich bin deshalb erst um 8.00h aufgewacht. Wir fahren heute nicht weit, nur bis zum Inarisee, also haben wir keine Eile. Am Anfang ist die Fahrt auf der recht schmalen Strasse ein wenig unangenehm. Das Fahrzeug droht immer wieder an den Rand zu geraten, da die Ränder etwas tiefer liegen. Elche oder Landschaft kucken liegt heute für mich nicht drin. Mit 70 km/h erreichen wir nach einer Stunde die Grenze zu Finnland. Keiner da der kontrolliert. Weiter geht es. Die ganze Fahrt geht über grade Strassen, bei denen man weit voraus sieht und die kaum mal eine Kurve aufweisen. Rund um uns ist lichter Wald. Dazwischen blitzen blaue Seen hervor und Flüsschen rauschen über Steine. Wunderschön, wieder einmal die Weite der Landschaft geniessen zu können ohne die Berge, die die Sicht verstellen. Um uns ein wenig in Finnland zurecht zu finden, stellen wir uns auf einen Campingplatz in der Nähe des Ortes. Nachmittags sehen wir uns um aber der Ort ist nur ein Versorgungszentrum. Das schöne hier ist der See. Wir stehen auch recht nah am Ufer und geniessen einen weiten Blick übers Wasser. Diese Lage geniessen wir am Nachmittag mit Lesen in der Sonne. Es wird heute schneller Abend, da in Finnland die Uhr um eine Stunde vorgestellt werden muss.

Montag, 02.07.2018
Die Sonne scheint und es sind schon 13° C! Der Wind kühlt aber die Temperatur noch gewaltig. Egal, es ist ein herrlicher Morgen. Nach dem Frühstück drehen wir noch eine Runde bei den, jetzt fast menschenleeren, Sehenswürdigkeiten. Ab jetzt geht es gen Süden! Die ersten 130 km bis Olderfjord kennen wir von gestern, aber jetzt hat man eine völlige andere Sicht auf den Fjord. Wir geniessen jeden Meter. Nun fahren wir weitere 63 km entlang dem Fjord bis nach Laksolv. Wir haben noch NOK übrig und tanken deshalb nochmal voll, bevor wir weitere 70 km südlich nach Karasjok fahren. Dieser Teil der Strecke unterscheidet sich komplett von allem was wir bis jetzt von Norwegen gesehen haben. Man wähnt sich schon fast in Finnland, bzw. so habe ich mir Finnland immer vorgestellt. Die Strasse zieht sich gemächlich immer etwas aufwärts durch Wälder und an Seen vorbei. Hier ist es grün und die Seen leuchten blau. Wunderschön, nur der Elch müsste noch aus dem Busch schauen! In Karasjok buchen wir uns auf dem Campingplatz ein, der wunderschön über dem Fluss auf einer Terrasse liegt. Heute darf Shell endlich mal wieder einen schönen Spaziergang machen. Ach so, ja, fast vergessen, das Thermometer ist auf 26° C gestiegen, wir haben die Sommersachen rausgeholt! Habe mich aber sofort mit Mückenmittel eingesprayt weil mich die Viecher gleich aufs Korn genommen haben. Egal, endlich können wir wieder draussen sitzen und auch kochen. Es ist ein Genuss!

Sonntag, 01.07.2018
3 Monate bzw. 13 Wochen bzw. 91 Tage sind wir jetzt unterwegs und heute wollen wir zum nördlichsten Punkt unserer Europareise, zum Nordkapp! Zur Feier des Tages blinzelt die Sonne zwischen den Wolken hindurch und das Thermometer zeigt endlich mal wieder 13°C, schon morgens!
Wir sind wohl etwas nervös und deshalb schon um 06.30h wach. Nach dem Frühstück halten wir noch einen Plausch mit unseren Nachbarn, einem Walliser-Paar. Zum Schluss können wir den zwei dann noch unsere Fährenkarte verkaufen und haben ein Problem weniger.
Die Fahrt zum Kap ist heute wunderschön und abwechslungsreich. Gleich am Anfang erklimmen wir ein sogenanntes Fjell, eine Hochebene. Hier ist der Frühling erst dabei anzukommen. Die Landschaft wird langsam grün, die ersten Rentierherden haben die Samen schon herauf getrieben. Nach ca. 100 km auf der E6 kommen wir nach Olderfjord und zum Abzweiger zum Kap. Ab jetzt geht die Fahrt auf der E69 für 130 km immer nördlich entlang dem schönen und riesigen Porsangenfjord. Die Gegend wird immer karger und bald sind auch die letzten Bäume verschwunden. Der Himmel klart immer mehr auf aber auch der Wind frischt auf. Wir kommen an wunderschön leuchtend türkiste Buchten vorbei, müssen dunkle und schmale Tunnel durchqueren bevor wir den König der Unterwassertunnel vor uns haben. Mir graust! Der Tunnel ist 6‘870 m lang 212 m tief unter einem Fjord tief hindurch. Auf der anderen Seite grüsst uns der Ort Honnigsvag und mit ihm ein Kreuzfahrt- und das Hurtigrutenschiff. Nun geht es auf der Insel Mageroya 30 km bergauf und bergab bis man zuletzt auf der Hochebene zum Nordkapp vorfährt. Wer es nicht schon weiss, eigentlich ist das Nordkapp nicht der nördlichste Punkt vom Festland von Europa da es auf einer Insel liegt. Der effektiv nördlichste Punkt auf dem europäischen Festland liegt 70 km Luftlinie weiter östlich auf der Halbinsel Kinnaroden, ist aber mit einem Fahrzeug nicht zu erreichen. Wen stört das schon?
Wir sind jedenfalls angekommen nach 12‘822 km und 1‘951 Liter verbrauchtem Diesel auf der schwarzen Schieferklippe auf 71° 10´ 21“ nördliche Breite. Beim Nordkapptunnel mussten wir keine Maut mehr entrichten und hier bezahlen wir für den Eintritt und die Übernachtung 550 NOK, haben schon für weniger attraktive Orte mehr Geld bezahlt. Es stehen schon einige Wohnis auf dem Parkplatz. Wir suchen uns einen Platz in der zweiten Reihe um nicht den stärksten Windböen ausgesetzt zu sein. Auch so schaukelt unser D-Hai ganz gewaltig hin und her. Das Thermometer zeigt hier auf 300m über Meer 10° C an aber mit dem Wind hat man das Gefühl die Luft ist unter 0 Grad. Nach einem Mittagsimbiss nehmen wir den Ort genauer unter die Lupe. Das Wetter ist ansonsten super. Die Sonne sendet immer wieder Strahlen durch die Wolken die von Stunde zu Stunde weniger werden. Vor uns steht ein Wohnmobil aus Zug und wir lernen die Inhaber kenne. Es sind Katrin und Andi aus Rotkreuz, die beiden erzählen uns, sie sind wenige Tage länger unterwegs und haben ebenfalls in der Schweiz alles aufgegeben. Wir wollen uns natürlich näher unterhalten und verabreden uns deshalb für später in unserem Wohni. Erstmal machen wir aber draussen Fotos und wärmen uns kurz darauf im Nordkappzentrum auf. Hier gibt es einen Souvenirshop, Restaurants und einige Sehenswürdigkeiten und Ausstellungen. Alles sehr nett und informativ gestaltet. Nachdem wir uns genügend umgesehen haben stossen wir mit einem Glas Weisswein auf das Etappenziel an und versenden Karten und Whatsapp Nachrichten an unsere Familien und Freunde. Mit unseren Nachbarn aus Zug verbringen 3 gemütliche und interessante Stunden in denen wir uns gegenseitig Tipps geben und von unseren Erlebnissen erzählen. Danke Katrin und Andi! Wir kochen spät. Die Zeit Zeit bis Mitternacht überbrücken wir mit lesen und einem weiteren Rundgang zur Weltkugel. Um 23.30h fallen wir müde ins Bett aber um 12.00h werde ich wach und schiesse noch das Mitternachtsfoto! Hier oben gibt es so früh im Juli kein Abendrot, die Sonne steht noch recht hoch am Himmel und es ist fast taghell. Durch den Wind geschaukelt schlafen wir tief und fest bis zum Morgen.

Samstag, 30.06.2018
Was sehen meine Augen? Ein Stück blauen Himmel! Wir verzetteln uns ein wenig und nach einem kurzen Plausch mit einer deutschen Dame die Shell anhimmelt sind wir um 9.45h endlich auf der Strasse. Heute ist das Wetter wirklich annehmbar, zwar nicht wolkenlos aber die Sonne blinzelt doch öfter durch die Wolken, sodass die Temperaturen gegen 11° C steigen. Langsam wandelt sich die Landschaft. Es geht immer noch entlang von Fjorden und die Berge, noch meist in Wolken gehüllt, grüssen beidseitig vom Ufer. Nach wenigen Kilometern erreichen wir nach einem Aufstieg eine Hochebene. Eine Tafel warnt vor Rentieren und schon sehen wir das erste und kurz darauf eine ganze Herde. Bevor die Strasse wieder zurück auf Meereshöhe führt steht, wie auf unseren Pässen, ein Restaurant an einem Aussichtspunkt. Von hier hat man eine herrliche Aussicht. Die Weiterfahrt entpuppt sich als recht angenehm. Ich habe heute das Steuer übernommen und geniesse das Lenken auf einer zumeist guten Strasse. Nach 160 km kommen wir in Alta an. Wir füllen alle unsere Vorräte auf und fahren dann einen Campingplatz am Rande des Städtchens an. Es ist noch früh, erst kurz nach 14.00h. Wir müssen waschen und heute soll es auch wieder mal einen schönen Spaziergang für Shell geben. Wie immer vergeht die Zeit bis zum Abend wie im Flug.

Freitag, 29.06.2018
Es regnet und ist kalt. Wir sind es ja fast schon gewohnt. Wir verlassen den Troll und schlängeln uns auf schmalen Strassen nach Botnhamn. Hier wollten wir eigentlich die Fähre nehmen und unseren Weg über Tromso fortsetzen. Leider sind wir eine halbe Stunde zu spät am Hafen, die Fähre ist schon weg. Die nächste Überfahrt ist erst um 14.00h. So lange wollen wir nicht warten. Wir fahren zurück ans Festland wo wir etwas später auf die E6 treffen. Tromso lassen wir links liegen. Ab sofort haben wir nur noch ein Ziel, Nordkap. Auf unserem Weg nach Norden begleiten uns weiterhin die Altbekannten, Fjorde, Berge und Wälder. Die Berge sind leider allesamt in Wolken gehüllt und oft vernebelt uns auch ein Regenschleier die Sicht. Die Gegend hier oben muss gigantisch sein, wenn das Wetter gut ist. Nach 380 km und fast 7 Stunden Fahrt, unsere längste Etappe bis jetzt, lassen wir uns auf einem Campingplatz kurz nach Storslett nieder und verbringen den Abend gemütlich mit gutem Internet. Vorne auf dem Platz findet ein Fest statt mit Musik, bis spät in die Nacht. Stört uns aber nicht wirklich.

Donnerstag, 28.06.2018
Was ist denn das? Blauer Himmel und die Sonne scheint zwischen den Wolken hindurch. Da freuen wir uns auf unsere heutige Tour. Gemütlich geht es an Fjorden entlang, über Brücken und durch Tunnel weiter nach Norden. Bei Gullesfjord biegen wir von der E10 ab auf die Rv 85. Der Fjord selber ist spiegelglatt und die Landschaft spiegelt sich in ihm. Die Lofoten haben wir nach der Raftsundbrua verlassen und geniessen nun die schöne Landschaft der Vesteralen. Übers Wasser grüsst die Lofotenwand nochmal zu uns herüber. Die Berge und die Natur leuchten in der Sonne. Herrlich. Allerdings ist es noch immer kühl. Nachdem wir den Abzweiger nach Sortland und den Ort links liegen gelassen haben, verändert sich langsam die Landschaft. Neben den weniger schroffen Bergen dehnen sich Moore aus. Wir fahren jetzt fast auf Meereshöhe und das bleibt auch so bis nach Andenes, dem nördlichsten Punkt des Zwillingsarchipels. In der Ferne grüsst schon das Festland. Wir machen uns schlau, wann die nächste Fähre nach Gryllefjord geht. Ein wenig müssen wir uns gedulden, um 17.00h fährt das nächste Schiff. Wir bleiben gleich in der Reihe zur Fähre stehen und machen einen Rundgang durch den Ort. Andenes selber ist nichts besonders. Man kann aber von hier aus Wal- und Vogel- Bootstouren buchen. Zudem gibt es in der Gegend schöne weisse Sandstrände und hübsche Felsformationen. Da das Wetter morgen wieder schlechter werden soll, entschliessen wir uns, trotzdem schon heute ans Festland zu fahren. Wir ärgern uns etwas weil unsere Fährkarte für diese Überfahrt nicht gilt und wir den stolzen Preis von umgerechnet CHF 220.00 berappen müssen. Nach 1 ½ stündiger, recht welliger Überfahrt, bleibt uns noch die Aufgabe einen Übernachtungsplatz zu finden. Nach 14 km gibt es einen Parkplatz beim angeblich grössten Troll Norwegens. Hier stellen wir uns auf den gratis Parkplatz, in Gesellschaft von weiteren Wohnis und einem Wohnwagengespann. Es ist schon 19.30h, schnell kochen und dann ab in die Heia. Und dann tropf, tropf, tropf, beginnt es wieder zu regnen.

Mittwoch, 27.06.2018
In der Nacht hat sich der Sturm gelegt aber es regnet weiterhin und mit 7°C ist es kalt. Wir haben ausgeschlafen und sind erst um 8.00h aufgestanden. Habe den Winterpulli ausgegraben und angezogen, brr. Nach kurzer Diskussion und unter zu Hilfenahme des Wetterberichts brechen wir Richtung Süden auf. Wir wollen uns doch noch die Orte ansehen, die wir gestern verpasst haben, da die Fähre ja nicht gefahren ist. Der Regen begleitet uns auf unserem Weg durch die grüne Landschaft. Mehr oder weniger abwechslungsreich führt die Strasse durch Tunnel, über Brücken durch kleinere Orte und an Fjorden vorbei. Bei Flakstad gibt es einen Strand an dem Wellenreiter surfen. Ich friere schon bei ihrem Anblick! In Ramberg gibt es einen weissen Sandstrand der allerdings heute verweist ist und bei den noch immer hohen Wellen auch nicht zum Baden einlädt. Nach ein paar Kilometern sehen wir die ersten Trockengestelle für den Klippfisch. Gemäss unserem Reiseführer hängen hier im Winter die gefischten Kabeljau und Dorsche zum Trocknen, bis aus ihnen der berühmte Stockfisch geworden ist. Jetzt, Ende Juni, hängt da doch tatsächlich noch etwas, das auch so stinkt wie Fisch. Bei genauerem Hingucken, bei geschlossener Autoscheibe versteht sich, können wir Fischköpfe erkennen. Weiss leider nicht was es damit auf sich hat und wofür diese gebraucht werden. Auf jeden Fall stinken sie ordentlich vor sich hin. Gemächlich nähern wir uns den südlichsten Orten der Lofoten und mit ihnen auch dem spektakulärsten Teil der Inselwelt. Hier liegen die Fischerdörfer fast im Wasser und sind auf Stelzen gebaut und hinter ihnen erhebt sich die teilweise über 1000 Meter hohe Lofotenwand. In A, dem Ort mit dem kürzesten Namen von Norwegen, machen wir einen hübschen Spaziergang durch den Ort. Es ist eisig kalt, wir entdecken Bäume die eben erst ihre Blätter entfalten und es blühen Tulpen! Durchgefroren kehren wir ins warme D-Hai zurück und machen uns auf den Rückweg. Nun hat der Regen aufgehört und wir stoppen immer mal wieder für ein Foto, der nun besser sichtbaren Landschaft. Sieht schon toll aus! Bei verschiedenen Parkplätzen überlegen wir für die Nacht stehen zu bleiben. Leider steht jedes Mal ein Schild da, das höflich darauf hinweist, doch bitte hier nicht zu übernachten. Ok, dann suchen wir uns eben wieder einen Campingplatz. Am Ende des Kongsjordpollen werden wir fündig und stehen recht hübsch auf dem Brustranda Sjocamping. Nach und nach finden noch andere Wohnis den Weg hierher.

Dienstag, 26. Juni 2018
Um 5.30h klingelt der Wecker. Wie ich das hasse, hilft nichts, wir wollen ja um 6.00h auf die Fähre. Heute Nacht hat es ganz schön stark gestürmt. Der Wind hat an unserem Wohni gerüttelt und ich bin wach geworden und habe mir Gedanken gemacht, wie Shell wohl eine Fährüberfahrt bei Wellengang verträgt. Wir werden es erleben. Sie bekommt auf jeden Fall erst Frühstück wenn wir in Moskenes angekommen sind. Wir tanken noch voll weil hier der Diesel zur Zeit nur 14.19 NOK kostet und fahren dann den Kilometer bis zum Hafen. In der Reservation-Linie sind wir die ersten. Nach uns kommen nur noch wenige Fahrzeuge an. Die Fähre steht da und wartet wie wir. Nach einer Weile fragen wir uns was wohl los ist. Kein Mensch da der die Fährtickets verkauft. So ist es am Büro der Fährgesellschaft auf einem Blatt erklärt. Kurz vor 6.00h kommt ein Mitarbeiter und erklärt uns, dass die Fähre um 6.00h wegen starkem Sturm nicht fährt. Für die weiteren Abfahrten des heutigen Tages konnte er noch nichts versprechen. Wir schauen in unsere Landkarte und überlegen was wir machen sollen. Schnell steht fest, in Bodo wollen wir nicht bleiben. Wir werden versuchen 200 km weiter nördlich die Fähre von Bognes nach Lodingen zu nehmen, falls die fährt. Kurz nach Fauske, nachdem wir auf die E6 gewechselt haben, frühstücken wir auf einem Rastplatz neben der Strasse. Heute übernehme ich mal wieder das Steuer. Die Fahrt ist anspruchsvoll. Die Strasse ist schmal und recht kurvig, es regnet, stürmt und immer wieder warten Tunnel Durchfahrten, bei denen die Breite der Fahrbahn noch weiter verschmälert wurde. Ich gerate zwischendurch richtig ins Schwitzen. Bei dieser Strasse und diesen Verhältnissen liegt die ideale Geschwindigkeit bei 60-70 km/h. Kurz nach 10.00h kommen wir gut in Bognes an und sehen schon die Fähre eintreffen. Von hier aus ist der Preis für die Überfahrt viel günstiger, gerade mal 163 NOK werden fällig, nach Moskenes hätte uns die Fähre
2450 NOK gekostet! Es sind nur wenige Autos die mit uns auf das Schiff fahren. Auf der stündigen Fahrt werden wir ganz schön geschaukelt. Die uns entgegenkommenden Fähren sind noch schlechter dran. Sie müssen gegen den Wind fahren und durch die Wellen brechen. Sieht alles recht spektakulär aus. Wir kommen gut in Lodingen an. Kaum von der Fähre begrüsst uns eine starke Böe und der Regen peitscht unser Wohni. Hermi hat wieder das Steuer übernommen, zum Glück. Die 100 km Fahrt die wir Richtung Süden unter die Räder nehmen ist bei diesen Witterungsverhältnissen mehr als anspruchsvoll! Zwischendurch überlege ich sogar ob wir umdrehen sollen und auf der Westseite der Inseln im Windschatten die Nacht verbringen wollen. Hermi aber steuert unser D-Hai souverän, und langsam bis an unser Wunschziel Svolvaer. Mehr als einmal muss er mit beiden Händen das Steuer fest halten damit uns die Böen nicht von der Strasse wehen. Wir sind jedes Mal froh, wenn wir durch einen Tunnel fahren können. Im Husvagen Fjord können wir Windhosen beobachten. Es ist wirklich ein absolutes Sauwetter! Da keine Besserung in Sicht ist füllen wir unsere Vorräte im Einkaufszentrum auf und verlassen den Ort dann wieder, um ein paar Kilometer weiter, auf dem Campingplatz Hammerstad einzubuchen. Hier meinen wir etwas geschützt vor dem Sturm zu stehen. Wir erleben aber im Laufe des Nachmittags noch einige starke Böen, die uns veranlassen, das Wohni in die zweite Reihe hinter dem Ufer zurückzufahren. Nun sitzen wir warm und trocken, mit Dieselheizung in unserer Sitzecke und lassen das Wetter draussen toben. Es ist jetzt kurz nach 17.00h und draussen sind ein paar Sonnenstrahlen zu sehen. Mal sehen wie die Nacht wird.

Polarkreis überquert!

Montag, 25. Juni 2018
Gleicher Ablauf wie gestern, weil die Fähre schon um 8.30h abfährt, stehen wir wieder mit dem Wecker auf. Es ist weiterhin grau und nieselt leicht. Nach 5 Minuten Fahrt sind wir am Fährhafen in Kilboghamn. Pünktlich wie immer legen wir ab. Nach einer viertel Stunde hören wir über den Lautsprecher die Ansage. „Wir überqueren in Kürze den Polarkreis“. Auf der rechten Seite steht an Land eine Skulptur die den Verlauf des Polarkreises markiert. Trotz des Nieselregens muss ich natürlich ein Foto von diesem Moment und der Markierung machen, flüchte dann aber schnell wieder zurück an die Wärme. In Jektvik warten einige Autos auf die Fahrt gen Süden. Nach einigen wenigen Kilometern auf der Strasse müssen wir nochmal von Agskardet nach Furoy übersetzen. Das ist für heute die letzte Fähre. Jetzt geniessen wir schöne Ausblicke auf Fjorde und Berge, wie schon die letzten Tage. Besonders herausragend ist der Blick auf die Gletscherzunge des Svartisen-Gletschers. Sie küsst noch fast das Meer. Durch Tunnel und über ein paar Brücken, aber fast immer auf schmaler Strasse, entlang der Berge, neben uns das Wasser, führt die Rv 17 nach Norden, wo sie kurz vor Bodo in die Rv 80 mündet. Bei Saltstraumen überqueren wir eine Fjordenge die alle 6 Stunden eine besonders starke Gezeitenströmung aufweist. Leider ist zu dem Zeitpunkt als wir da sind gerade Ruhe und nichts zu sehen. In Bodo angekommen platzieren wir uns auf einem ziemlich hässlichen Stellplatz bei einer Tankstelle, dafür kostet der nur 100 NOK. Nun machen wir uns schlau über die Fährabfahrten nach Moskenes auf den Lofoten. Mit der Fährkarte können wir eine Reservation für die Fähre um 6.00h morgen früh tätigen und spazieren dann zufrieden durch das Städtchen. Schnell haben wir alles gesehen. Bodo ist nicht schön, hat aber alle Einrichtungen die die Menschen hier brauchen. Sogar einen recht grossen Yachthafen gibt es, kann mir nicht vorstellen, hier oben soweit nördlich, in dieser Kälte zu segeln. Da lobe ich mir unser schönes und warmes D-Hai das man fahren kann, ohne sich draussen aufhalten zu müssen!

Sonntag, 24. Juni 2018
Der Wecker klingelt um 6.45h damit wir die Fähre erreichen. Schnell, schnell frühstücken und alles abfahrtsbereit machen. Wir sind so schnell, dass wir viel zu früh an der Fähre ankommen und in der Kälte warten müssen. Ein feiner Sprühregen hat eingesetzt und es bläst ein kalter Wind. Da wir erst 15 km gefahren sind ist auch das Auto noch nicht richtig warm. In unsere Jacken gewickelt „überleben“ wir die kurze Fahrt von Horn nach Andalsvagen, bis wir den Motor wieder starten dürfen. Nach weiteren 17 km ist nochmal eine Fährfahrt angesagt. Diesmal dauert es 1 Stunde bis wir von Forvik nach Tjotta übergesetzt haben. Bei Sandnessjoen sollten uns eigentlich die sieben Schwestern grüssen, Bergrücken die gemäss einer Sage ihren Namen erhalten haben. Leider sind Sie fast komplett mit Nebel verhüllt. Zum Schluss lassen sich doch tatsächlich drei von ihnen herab und wir können wenigsten etwas von ihrer Grösse und Schönheit erahnen. Das nächste Highlight von heute ist da über 1 km lange Helgelandbrücke die wunderbar filigran aussieht. Die Landschaft wechselt heute häufig. Einmal ist sie grün, dann wieder sind die Berge schroff und felsig. Die Strasse schlängelt sich heute meistens an den Fjorden entlang. Nur einmal müssen wir einen kleinen Pass überwinden. Das eröffnet uns eine herrliche Sicht Richtung Meer und auf der anderen Seite in die Berge. Nach einigem Überlegen entscheiden wir uns, bevor wir mit der nächsten Fähre übersetzen, zu übernachten. Es ist kurz nach 14.00h das nächste Schiff fährt aber erst um 16.00h. Wir buchen im Polar Camp ein und stehen jetzt wunderbar auf einer Terrasse über dem Fjord. Der Nachmittag vergeht mit Arbeiten im, am und ums Wohni. Die Trockentoilette muss geleert werden, der Motor braucht Öl und bei dem guten Internet wird die Homepage gefüttert.

Wer findet unser D-Hai ? :-)

Samstag, 23.06.2018
Es war absolut ruhig heute Nacht. Ausgeruht kriechen wir um 7.30h aus den Betten und geniessen eine Dusche. Rund um uns ist noch nichts los. Nach dem Frühstück fahren wir zum nächsten Supermarkt und füllen ein paar fehlende Lebensmittel auf. Als wir aus dem Geschäft kommen spricht uns jemand auf schweizer-deutsch an. Wir plaudern angeregt mit dem netten Velofahrer. Er hat 4 Monate Zeit und fährt bis zu den Lofoten. Auf dem Heimweg plant er das Hurtigruten-Schiff bis Bergen zu nehmen und von dort wird er je nach Zeit wieder die Strasse oder auch das Schiff nehmen und gemütlich heimkehren. Ein toller Plan den er bis jetzt sehr genossen hat. Wir wünschen ihm auf seiner Reise nur das Beste und keinen weiteren Platten! Etwas verspätet, durch das nette Gespräch, nehmen wir unsere heutige Etappe unter die Räder. Im Reiseführer haben wir von der bekanntesten Felsritzung Norwegens gelesen. Ein Rentier das vor ca. 6000 Jahren in den Stein geritzt worden sein soll. Nach 30 km erreichen wir die Sehenswürdigkeit. Sie ist leicht über die Strasse 763 zu erreichen und liegt nur ca. 500 m vom Parkplatz entfernt. Trotzdem hat sich bei unserem Besuch kein anderer Tourist hierhin verirrt. Noch nicht mal Eintritt ist zu entrichten. Das Rentier ist dann auch sehr deutlich zu sehen, es ist wirklich wunderschön und naturnah. Dieser Abstecher hat sich gelohnt. Unser nächster Halt ist Grong wo wir tanken. Hier kann man im Winter Ski fahren und im Sommer wird geangelt was das Zeug hält. Wenige Kilometer später biegen wir ab auf die Rv 775 die die Verbindung zur Rv 17 bildet auf der wir nach Norden fahren wollen. Diese Strasse war ein Tipp von einem Hamburger Ehepaar das wir in Sehestadt kennengelernt haben. Wir tauchen sofort ein in eine grüne Landschaft die von Flüssen, Seen, schroffen Bergen, Wäldern und Bauernhöfen gesäumt wird. Unterwegs sehen wir einige Elche, äh, nicht in Natura, es sind Schilder, aber wo Schilder sind müssen doch auch Tiere sein. Es lässt sich aber keiner Blicken, kein Problem, wir haben ja noch ein paar Wochen Zeit den König der Wälder aufzuspüren. Herrliche Wasserfälle donnern an einigen Bergflanken zu Tal und immer mehr nähern wir uns der Schärenküste. Langsam bessert sich auch das Wetter. Es ist zwar noch bewölkt und nur 9° C aber ab und zu kann man ein Stück blauen Himmel erahnen. Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir die Küste mit Blick auf das offene Meer und hinter uns die Berge. Schön! Eine Fähre über einen Fjord bringt uns zum anderen Ufer und 30 km weiter nördlich ist das heutige Ziel, das Städtchen Bronnoysund erreicht. Nach einiger Sucherei finden wir endlich die Zahlstelle für die Übernachtung am Hafen. Klappt aber dann doch nicht ganz. Nachdem wir mit der Kreditkarte bezahlt haben druckt der Automat keine Quittung, weil ihm wahrscheinlich das Papier fehlt. Egal. Wir stehen wunderschön an einer schmalen Meeresstrasse die von hier nach Norden und Süden befahren wird. Kurz nach unserer Ankunft legt dann noch das Schiff der Hurtigruten ab und fährt gen Süden. Uns gefällt es hier und wir verbringen einen schönen Abend mit Sonne die durch die hintere Scheibe auf unsere Sitzecke fällt. Es sollen heute überall Feste steigen, mit grossen Feuern und viel Alkohol. Bis auf ein paar grölende Jugendliche ein Stück von uns entfernt bekommen wir davon nichts mit. Ich werde nach Mitternacht mal wach und betrachte kurz den glühenden Himmel im Norden. Leider versteckt sich aber das Abendrot ansonsten hinter einer Bergkette. Schnell schlafe ich wieder ein.